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Privathaus P. Kunstlichtplanung

Licht als 4. Dimension der Architektur

Ort: Dortmund

Kategorie: Privathäuser

Aufgrund der großen Bedeutung des Mediums Licht für die Bauherren wurde parallel zur Architektur von Anfang an ein Konzept für die Lichtarchitektur entwickelt und somit neben der Tagesarchitektur auch eine ein nächtliches Erscheinungsbild des Gebäudes definiert. Das Lichtkonzept unterteilt sich in die Aufgabenbereiche Tageslichtplanung, Kunstlichtplanung und Außenlichtplanung.

Das Kunstlichtkonzept nimmt die gegensätzlichen Atmosphären im Erd- und Obergeschoss zu den unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten auf und interpretiert diese in eine Nachtarchitektur. Wichtigste Kriterien für die Beleuchtung sind Sehkomfort, natürliche Lichtfarben, sehr hohe Farbwiedergabe sowie flexible Schalt- und Dimmbarkeit. Die deckenbündig eingebauten und somit sehr reduzierten Leuchten sind blendungs- und streulichtfrei und gewährleisten somit sehr effizientes gerichtetes Licht. Der große Anteil homogener vertikaler Beleuchtung auf den wenigen Wandflächen macht die Raumgrenzen wahrnehmbar und schafft einen Ruhepol für das Auge. An keiner Stelle wird die gradlinige Architektur durch störende Lichtkegel durchschnitten.

Das Beleuchtungskonzept entstand in intensiven Bemusterungen im Materialwahlprozess für das gesamte Haus, um sicher gehen zu können, dass die Farben und Oberflächenstrukturen sowohl bei Tages- als auch bei Kunstlicht optimal zusammen passen und stimmige Atmosphären im Licht erzeugen.

Wie die Möbel, so ist auch das Licht in diesem Privathaus „maßgeschneidert". Die Leuchtengehäuse konnten erst im Rohbaubeton der Decke eingegossen werden als das Sofa definiert und die exakte Position für den Esszimmertisch gefunden waren. Das Sofa wird mit Richtstrahlern mit Ovalzeichnerlinsen beleuchtet, sodass auch hier keine Lichtkegel erkennbar sind, sondern das Sofa exakt ausgeleuchtet wie eine Skulptur im Raum steht. Dabei sind die Leuchten so positioniert, dass sie von hinten im 15°-Winkel auf das Sofa ausgerichtet sind, um ein perfektes blend- und schattenfreies Leselicht zu gewährleisten.

Die Wandnische im Wohnzimmer löst sich im Licht aus der nur leicht glimmenden Ziegelwand. Diese Nische ist auch der Ort für einen Kerzenkamin, dessen flackerndes warmes Licht eine besondere Gemütlichkeit verströmt.

Zusätzlich zur vertikalen Grundbeleuchtung erfolgt die Beleuchtung sehr akzentuiert und an der Möblierung und Nutzung orientiert. Arbeitsbereiche in der Küche und der Esszimmertisch werden mit Downlights beleuchtet, um sowohl schatten- und blendungsfrei kochen zu können, als auch in brillantem Licht die Speisen perfekt zu präsentieren. Die Lichtverteilungen rund um den Esstisch wurden so berechnet, dass weiches und gut abgeblendetes Licht mit definierten Vertikalanteilen auf die Gesichter der Gäste fällt, denn nichts ist schlimmer als in dunkle und schattige Gesichter zu sehen bei einer angeregten Unterhaltung.

Den Bauherren waren bereits in der Planungsphase alle Orte klar, welche besondere Akzente durch eng gebündelte Lichtkegel erhalten sollten. So gibt es z.B. einen definierten Ort für eine Schale mit Orangen auf der Küchentheke, welche durch den Lichtakzent zu einem besonderen Blickfang wird und wie aus sich selbst heraus zu leuchten scheint. Diese Kombination aus der flächigen Wandbeleuchtung und den ausgewählten Akzenten schafft Wahrnehmungshierarchien und spannungsreiche Blickperspektiven.

Im Eingangsbereich zeigt sich die Wichtigkeit individueller Dimmbarkeiten. So kann der dunkle und viel Licht absorbierende Garderobenschrank aus Raucheiche heller beleuchtet werden als die gegenüberliegende weiße Wand. Konkret ist im Haus jedes Leuchte einzeln adrssiert und ansteuerbar, wodurch sehr komplexe und individuelle Lichtszenen geschaffen und immer wieder verändert werden können.

Zentrales Lichtobjekt ist der zwischen dem Wohn- und dem Essbereich eingestellte Treppenkern, welcher aus sich heraus zu leuchten scheint. Der bis zu über sechs Meter hohe Raum wird durch RGBW-LED-Linsenwandfluter inszeniert. So kann das volle Farbspektrum des Lichts ausgeschöpft werden. Tagsüber kann mit diesem Konzept der Anschein eines Dachfensters mit 7500K kühlem Licht simuliert werden, abends ergießt sich scheinbar lang nach dem realen noch ein andauernder Sonnenuntergang zwischen den zwei Wandscheiben mit einer Farbtemperatur von nur 1.700K. Die Farbtemperatur kann automatisiert abhängig von der Tageszeit und der Außentemperatur gewählt werden. So wird bei hohen Außentemperaturen eine kühle Farbtemperatur gewählt und bei kaltem Wetter schafft ein sehr warmestoniges Licht eine behagliche Atmosphäre.

Im privaten Obergeschoss ergänzen Kerzen und Objektleuchten die funktionale Beleuchtung mit Wandflutern und Downlights und erzeugen in der Kombination eine behagliche Aufenthaltsqualität für die Wellness- und Schlafbereiche

Architektur: Heiderich Architekten
Fotos: Copyright ERCO
Fotograf: Thomas Mayer